Interview mit Familie Raich

Zuhause bei Familie Raich

Marlies (geb. Schild) und Benni Raich in einer neuen Rolle: Mama und Papa des kleinen Josef. Die beiden erfolgreichen Skirennläufer und Aushängeschilder des österreichischen Skisports ganz privat, über Eltern werden und Eltern sein.

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Marlies Raich
geb. am 31. Mai 1981 in Admont, Steiermark als Marlies Schild, ist eine ehemalige österreichische Skirennläuferin. Die Saalfeldnerin ist mit 35 Slalomsiegen in dieser Disziplin die erfolgreichste Läuferin der Weltcupgeschichte. Sie ist zweimalige Weltmeisterin und entschied fünf Disziplinenwertungen für sich. Hinzu kommen mehrere weitere Silber- und Bronzemedaillen bei olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Ihre jüngere Schwester Bernadette ist ebenfalls Skirennläuferin, ihr älterer Bruder Josef war von 1998 bis 2005 Mitglied des ÖSV-Teams.
Benni Raich
geb. am 28. Februar 1978 in Leins (Gemeindegebiet Arzl im Pitztal), ist ein ehemaliger österreichischer Skirennläufer. Er wurde zweimal Olympiasieger, dreimal Weltmeister und entschied in der Saison 2005/06 den Gesamtweltcup für sich. Hinzu kommen der achtmalige Gewinn einer Weltcup-Disziplinwertung und fünf Junioren-Weltmeistertitel. Mit 36 Weltcupsiegen ist er nach Hermann Maier und Marcel Hirscher der dritterfolgreichste Skirennläufer des ÖSV.

Interview mit Familie Raich

Ein Baby zu bekommen ist ein freudiges Ereignis. Es sind damit tiefgreifende Veränderungen verbunden – was hat sich bei euch dadurch geändert?
Marlies: Wir sind jetzt zu dritt 😉
Natürlich gibt jetzt der Kleine den Ton an bzw. wird oder muss der Tagesablauf seinem Rhythmus angepasst werden.

Benni: Wir genießen es, wenn wir viel Zeit gemeinsam verbringen können…daran hat sich eigentlich nicht viel verändert, außer dass der Kleine unser Zusammensein noch mehr bereichert und natürlich der Mittelpunkt ist.

Was sind für junge Eltern die großen Herausforderungen? Wie hat sich euer Leben verändert?
Marlies: Natürlich überlegt man mehr wie man handelt, was man sagt… Man nimmt alles bewusster wahr, man versucht alle möglichen Gefahrenquellen aus dem Weg zu räumen, man ist zu 100% dafür verantwortlich dass es dem Nachwuchs gut geht.

Benni: Jeder Tag wirft neue Fragen auf, und bringt somit auch neue, manchmal schwierige Entscheidungen mit sich.

Die Geburt eines Kindes - kann man beschreiben, was da in einem vorgeht?
Marlies: Ich bin noch nie so voller Vorfreude ins Krankenhaus gefahren. Natürlich hofft man, dass alles gut geht und freut sich, endlich den Kleinen Zwerg kennenzulernen.

Benni: Ich habe mir vorgestellt wie es sein wird. Es war so, nur noch besser!

Was sind die großen Fallen – die Gefahren für junge Familien? Josef ist ja nun bald ein 1 Jahr alt, könnt ihr für euch schon sagen: „Das würde ich beim zweiten Kind anders machen``?
Marlies: Ich denke, dafür ist es noch zu früh. Wir denken, dass bis jetzt alles gut funktioniert hat.

Benni: Bis jetzt ist es ganz gut gelaufen. Aber wirklich wissen, ob die Erziehung gut war, tut man es vielleicht, wenn der Nachwuchs 20 ist, wir selber zufrieden sind und auch der junge Erwachsene sagt, es war eine gute Zeit und ich stehe im Leben.

Wie ändert sich die Beziehung zu den eigenen Eltern?
Marlies: Ich denke, wir haben immer schon sehr geschätzt was sie alles für uns getan haben, aber jetzt weiß man noch mehr was alles dahintersteckt.

Benni: Natürlich bekommt man einen neuen Blickwinkel, in dem ich meine Eltern noch mehr schätze und noch dankbarer bin, für das was sie alles für uns getan haben.

Beruf und Familie – der große Stressfaktor? Wie kommt ihr damit zurecht?
Marlies: Gut. Wenn es unbedingt nötig ist, können wir den Kleinen bei den Großeltern lassen, und wissen, dass es ihm bei ihnen an Nichts fehlt.

Benni: Das geht mit guter Planung und wenn man in der Familie zusammenhilft.

Kindergarten und Vorschule - sind die wichtig? Hab ihr euch darüber für euren Sohn schon Gedanken gemacht?
Marlies: Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen und denke dass es wichtig ist, früh Kontakt zu anderen Kindern zu haben.

Benni: Wir haben das Glück, dass meine Geschwister schon Kinder haben und Josef es sehr genießt wenn er mit ihnen zusammen sein kann.

Wie lernen Kinder - was können wir vermitteln, wie können Kleinkinder gefördert werden?
Marlies: Eine Mischung aus Vorzeigen und mit ihnen spielen, aber auch selber machen lassen. Grenzen setzen, aber nicht alles verbieten und auch jetzt schon versuchen viel gemeinsam zu unternehmen.

Benni: Nicht zu viele Spielsachen auf einmal, er kann sich sowieso nur auf eine Sache konzentrieren, und am Interessantesten ist momentan sowieso alles was nicht nach Spielzeug ausschaut.

Was sind die Aufgaben der Väter (im Vergleich zur Mutter)? Gibt es bei etwas eine klare Trennung, das macht nur Marlies und das nur Benni?
Marlies: Wir machen eigentlich beide alles. Mit der Nahrungsauswahl
beschäftige ich mich vielleicht etwas mehr 😉

Benni: Jeder hat seine Stärken, und wir ergänzen uns sehr gut.

Tipps für den Alltag bzw. wie sieht ein typischer Tag mit eurem Sohn aus?
Marlies: Mindestens einmal am Tag an die frische Luft und bei den Mahlzeiten sitzen wir immer alle gemeinsam am Tisch und essen.

Benni: Ansonsten, neben den anderen Pflichten die der Alltag so mit sich bringt: spielen und entdecken lassen.

Rituale im Alltag - auf welche Rituale werden im Hause Raich besonderer Wert gelegt?
Marlies: Wie zuvor schon erwähnt: das gemeinsame Essen und auch Bewegung.

Benni: Aber auch Ruhephasen …
der Nachmittagsschlaf, den man als
Leistungssportler immer brauchte,
ist auch für unseren Kleinen ein
tägliches Ritual

Was wollt ihr eurem Sohn langfristig auf den Lebensweg mitgeben?
Marlies: Dass er immer neugierig und begeistert bleibt, bei allem was er tut.
Warum ist Sport wichtig? Welche Eigenschaften im Menschen fördert Sport?
Marlies: Sport soll Spaß machen, das Wohlbefinden und gesunden Lebensstil fördern. Egal ob Hobby- oder Leistungssport, er fördert die Zielstrebigkeit und den Ehrgeiz.

Benni: Als Sportler muss man eine Begeisterung für seinen Sport finden, ein Ziel formulieren, einen Weg zum Ziel festlegen und vielleicht auch wieder abändern, konsequent Arbeiten, ein Team zusammenhalten und motivieren,… alles Tugenden die eine Persönlichkeit fördern und die im „normalen“ Leben auch kein Schaden sind.

Was lernt man für das Leben durch den Sport? Sind Siege oder Niederlagen wertvoller in der persönlichen Entwicklung?
Marlies: Immer nach vorne blicken und sein Ziel nie aus den Augen verlieren.

Benni: Wenn man es schafft aus Nieder-
lagen zu lernen und dadurch noch stärker zu werden, lernt man nicht nur für das Erreichen seiner sportlichen Ziele, sondern auch für das Leben.

Wie erkennt ihr für euch, was wirklich wichtig ist im Leben? Was bleibt?
Marlies: Füreinander da zu sein und Zeit zu haben…das darf man, denke ich, bei allen Verpflichtungen die man zu erfüllen hat nie vergessen

Benni: Auf sein Herz und seinen Bauch zu hören ist sicherlich eine gute Möglich-
keit den richtigen Weg zu finden.

Euer Wunsch an die Zukunft...
Marlies: Gesundheit und dass man sich genug Zeit füreinander nehmen kann

Benni: Zufriedenheit