Kinderkrankheiten sind fast immer Viruserkrankungen, selten bakterielle Erkrankungen. Wenn ein Körper Kontakt mit einem Virus hat, reagiert er mit viralen Krankheitserregern, mit einer Immunantwort, der Antikörperbildung.
Kommt es nun mit dem schon bekannten Erreger erneut zu einem Kontakt produziert der Körper schneller eine größere Anzahl von Antikörpern – der Körper merkt sich den Erreger und speichert die Bildung der Antikörper in einer Art Gedächtnis ab. Mit Hilfe dieser für jede Erkrankung ganz spezifisch gebildeten Antikörpern/Abwehrstoffen können die Erreger schneller abgewehrt werden, man erkrankt nicht mehr oder nur in abgeschwächter Form.
Es gibt nun drei Formen dieser „aktiven Immunisierung“: Zunächst das Durchmachen einer Erkrankung, weiters eine Infektion ohne Durchmachen der typischen Krankheitssymptome oder aber durch eine aktive Immunisierung, eine Impfung.
„Impfversager“ treten auf, wenn der Impfstoff schlecht gelagert wurde oder wenn die Impfung während banaler Infekte gegeben wurde und die Impfantwort des Geimpften dadurch nicht ausreichend ist. Daher sollte man nur gesunde Kinder/Erwachsene impfen.
Dann gibt es auch die „passive Immunisierung“ – hier erhält der Körper jene Antikörper/Abwehrstoffe welche den Erreger neutralisieren. Diese „passive Immunisierung“ wirkt zwar sofort, wegen der Lebensdauer der Antikörper aber nur kurz undeventuell unzureichend. Oft aber gibt es keine passende passive Impfung.
Masernvirus
Die Übertragung des Masernvirus erfolgt über Tröpfcheninfektion (Husten, Sprechen, Niesen) oder über Körperkontakt (Schmierinfektion). Bei einem Kontakt tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Infektion auf. Die Viren treten über die Schleimhaut in den Körper ein und breiten sich über das Lymphgefäßsystem und über das Blut aus. Die Inkubationszeit nach einer Infektion beträgt ca. 10 Tage, es folgen 4 Tage Fieber und ein Infekt der oberen Luftwege mit Husten, Bronchitis und einer Entzündung der Bindehäute. Am 12. Tag zeigen sich stecknadelkopfgroße, weiße, gruppiert stehende „Koplik“ Flecken im Bereich der geröteten Mundschleimhaut. Am 14. Tag tritt ein grobfleckiger unregelmäßig begrenzter Hautausschlag auf, welcher meist im Gesicht hinter den Ohren beginnt und sich dann auf den ganzen Körper ausbreitet. Am ca. 18. Tag kommt es zur Rückbildung des Exanthems, es bleibt eine lebenslange Immunität.
Komplikationen: Lungenentzündung, Bronchitis, bakterielle Superinfektionen, Ohrenentzündungen, Gehirnentzündung.
Übertragung: Masernkranke sind vom 8. Tag nach der Ansteckung bis etwa zum 3. Tag nach Ausbruch des Exanthems infektiös.
Impfung: Masern / Mumps / Röteln (MMR) – Kombinationsimpfstoff. Das erste Mal wird er im 14. Lebensmonat verabreicht, eine zweite Impfung (frühestens 4 Wochen später) wird empfohlen. Nach einer Impfung ist man zu 95% lebenslang geschützt. Schwangere sollten nicht geimpft werden – eine Verhütung bis 3 Monate nach der Impfung wird angeraten.
Impfkomplikationen: Bei ca. 4% kann es ca. 1 Woche nach der Impfung zum Auftreten von „Impfmasern“ kommen – eine abgeschwächte nicht infektiöse Masernerkrankung. Wird versehentlich in der Frühschwangerschaft oder kurz vor der Gravidität versehentlich geimpft besteht kein Grund für eine Unterbrechung der Schwangerschaft. Nach derzeitigem Wissensstand ist keine Schädigung für den Fetus oder die Mutter zu erwarten.
Mumps
Ausgelöst wird die Erkrankung durch das hochinfektiöse Mumpsvírus direkt oder über eine Tröpfcheninfektion über die Mundhöhle bzw. Nasennebenhöhle. Das Vollbild zeigt sich einer schmerzhaften Schwellung der (einer oder beider) Ohrspeicheldrüsen (Hamsterbacken). Weiters werden über das Blut ev. Innere Organe mitbeteiligt.
Komlikationen: In 5% tritt auch zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse auf. Eine weitere Komplikation ist die Hodenentzündung – in der Folge kommt es ev. zur Fibrose (=bindegewebige Umwandlung des Hodens), es kann bei beidseitigem Befall im schlimmsten Fall zu Azoospermie und damit zur Zeugungsunfähigkeit führen. Bei Mädchen kann die Infektion zu Brustdrüsen u/o Eierstockentzündung führen. Auch eine Beteiligung des zentralen Nervensystems (10 – 15% der Erkrankten) mit Gehirnhaut- und Gehirnentzündung ist möglich.
Übertragung: Die Inkubationszeit dauert bis zu 6 Tage. In bis zu 30 % ist die Infektion asymptomatisch. In der Prodromalphase zeigen sich Kopfschmerzen und Muskelschmerzen mit Fieber. In der klinisch manifesten Phase hat das Kind weiterhin Fieber und es kommt auf einer Seite zur Schwellung der Ohrspeicheldrüse und 1 – 2 Wochen später schwillt meist auch die zweite Seite an.
Impfung und Impfkomlikationen: MMR Impfstoff. Wiederum wird eine zweimalige Gabe (im 14. Lebensmonat und ein zweites Mal frühestens 4 Wochen später) empfohlen. Eine Woche nach der Impfung kann es zu leichtem Fieber und ev. geringen Gelenksschmerzen kommen.
Röteln
Röteln sind eine der wichtigsten Kinderkrankheiten. Röteln wird durch den hochinfektiösen Rubella- oder Rötelvirus ausgelöst. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen in der Luft oder über die Gebärmutter auf das ungeborene Kind bei Virämie der Mutter.
Die Inkubationszeit bis zum Auftreten des Exanthems beträgt 14 bis 21 Tage. Danach kommt es über 2-3 Tage zu leichtem bis mäßigen Fieber mit leichten grippeähnlichen Symptomen. Bereits 1 Woche vor dem Auftreten des Exanthems kommt es zur Virusausscheidung. Das Exanthem beginnt zunächst im Gesicht und breitet sich innerhalb eines Tages bis zu den Füßen aus. Es ist kleinfleckig, hellrot, neigt aber nicht wie das der Masern zur Konfluenz. Typisch sind Lymphknotenschwellungen im Bereich des Halses, hinter den Ohren – eventuell auch in der Achsel oder Leistenregion. Oft kann auch eine Vergrößerung der Milz beobachtet werden. Typisch sind auch Gliederschmerzen und Gelenksbeschwerden.
Übertragung: In 50% kommt es nach der Infektion zu einem asymtomatischen Verlauf. d.h. bei 50% kommt es zu einer „stillen Feiung“ ohne wesentliche Symptome. Anstecken kann man sich über das Sekret aus dem Nasen / Rachenraum, Blut, Harn und auch Stuhl Rötelkranker oder aber auch Infizierter, die eben keine typischen Symptome der Rötelninfektion zeigen.
Impfung und Impfkomlikationen: Gemeinsam mit Mumps und Masern – der MMR Impfstoff wird wiederum zweimal verabreicht: einmal im 14. Lebensmonat und danach ein zweites Mal (frühestens aber 4 Wochen nach der 1. Impfung) vor dem 13. Lebensjahr. Generell wird wiederum empfohlen das Ansprechen auf die Impfung ca. 4 Wochen nach der Impfung über eine Blutabnahme (Bestimmung des Antikörpertiters) zu überprüfen. Vor jedem geplanten Kinderwunsch ist unbedingt der Rötel-Antikörpertiter zu bestimmen und im Bedarfsfall nachzuimpfen! Die Patientin sollte 3 Monate lang nach der Impfung nicht schwanger werden. In der Schwangerschaft sollte keine Rötelimpfung erfolgen.
Die Erkrankung im Kindesalter ist an sich meist harmlos. Als Nebenwirkung der Rötelnimpfung kann es zu harmlosen „Impfröteln“ kommen. Dies ist ein leichtes Fieber, ein leichter Ausschlag mit eventuell Lymphknotenschwellungen und Gelenksschmerzen.