Der Schuleintritt des Kindes
Mit dem Schuleintritt beginnt wieder ein ganz neuer Abschnitt im Leben unserer Kinder. Was wird es erwarten? Wie „reif“ soll es sein? Baby Guide sprach mit Prof. Elisabeth Menhart, Abteilungsleiterin für Schulpraktische Studien und Leiterin der Übungsvolksschule über diesen wichtigen ersten Schritt ins Schulleben.
Was kann ich tun, damit die anfängliche Neugier auf die Schule und die Lust am Lernen erhalten bleiben? Solche und ähnliche Fragen beschäftigen wohl alle Eltern, deren Kinder den Sprung in die neue Selbständigkeit wagen.
Voraussetzungen zur Schulreife
- über Schulreife kann erst entschieden werden, wenn das Kind schulpflichtig ist
- Schulpflicht beginnt in dem Jahr, in dem das Kind 6 Jahre wird, sofern es vor dem 1. September Geburtstag hat
- Geburtstagskinder zwischen 1.9. und 31.12. sind regulär erst im Folgejahr schulpflichtig – Möglichkeit des vorzeitigen Schulbesuchs für Kinder, die bereits schulreif sind ist gegeben (Vorzeitige Aufnahme)
Wann nun ist das Kind schulreif?
Da die Schulreife keine Bringschuld des Kindes ist und daher auch keine Vorleistungen erfüllt werden können, ist
ausschließlich der momentane Stand der Entwicklung des Kindes zu analysieren. Das Gesetz gibt die Möglichkeit, den
geeigneten Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung aufzuspüren, zu dem die schulische Bildung begonnen werden soll.
Diese Entwicklung ist bei jedem Kind anders, und somit ist auch der Zeitpunkt der einsetzenden Schulreife unterschiedlich. Aus diesem Grund sieht der Gesetzgeber ausdrücklich vor, allen Schulanfänger/innen genügend Zeit zur individuellen Entwicklung einzuräumen. Vor allem soll das Kind fähig sein, ohne Überforderung am Unterricht teilzunehmen. Die körperliche Entwicklung stellt die Schulärztin /der Schularzt in einer medizinischen Untersuchung fest. Die soziale, emotionelle und geistige Entwicklung beobachtet die Schulleiterin / der Schulleiter in einem zwanglosen Gespräch, das keinesfalls eine Prüfung sein darf. Bei diesem Gespräch ist die Anwesenheit einer dem Kind vertrauten und nahe stehenden Person sehr hilfreich, weil dadurch eine angstfreie und gelöste Situation begünstigt wird. In einem spielerischen Ablauf können die Reaktionen des Kindes beobachtet werden. Sie geben Aufschluss hinsichtlich seiner Beobachtungsfähigkeit, seiner Kontaktfreudigkeit, seiner sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und der Fähigkeiten zu optischer und akustischer Gliederung sowie zum Erkennen und Benennen von Farben und Formen. Aber auch die motorische Geschicklichkeit und die kreative Entwicklung des Kindes sind wichtige Anhaltspunkte für seine Schulreife. Sicherlich kann dieses Einschreibungsgespräch nur eine Momentaufnahme sein, die bei sinnvoller Durchführung wertvolle, aber später noch zu überprüfende Hinweise liefert. Die eigentliche Entscheidung, ob das Kind tatsächlich schulreif ist, kann in der Regel erst in der Schulsituation erfolgen.
Wann ist es besser, das Kind noch ein Jahr nachreifen zu lassen und in eine Vorschule zu geben?
Das Gesetz schreibt vor, dass schulpflichtige, aber noch nicht schulreife Kinder die Vorschulstufe besuchen müssen. In Wiener Schulen ist vorgesehen, dass an allen Volksschulen ein Vorschulangebot vorhanden sein soll, entweder durch eine Vorschulklasse oder eine in die 1. Schulstufe integrierte Vorschulstufe oder durch eine Kombination von Vorschulstufe, 1. und 2. Schulstufe. Wenn ein Kind schon vor dem Schuleintritt deutliche Anzeichen der Überforderung zeigt, z.B.: rasches Ermüden bei kleinen Aufgaben, Trennungsängste von der Mutter, extrem unkonzentriertes Verhalten, etc., also der Gesamteindruck noch vermuten lässt, dass das Kind zusätzliche Zeit für seine Entwicklung zum Schulkind benötigt, so ist es sinnvoll, ein Vorschulangebot zu nützen und ihm dadurch unnötigen Stress zu ersparen.
Gibt es Alternativen für Eltern, die ihr Kind noch nicht einschulen lassen wollen, obwohl es mit Schulbeginn im September schon sechs Jahre alt ist?
Das Einschreibungsgespräch ist für alle Kinder, die bis zum vorgeschriebenen Stichtag sechs Jahre alt werden, verpflichtend. Wird dabei die Schulreife festgestellt, ist der Grundschulunterricht für das Kind auch verpflichtend. Ausnahmen gibt es in bestimmten Fällen nur für Kinder mit Behinderung. Eltern, die allerdings glauben, dass ihr Kind den Schulanforderungen noch nicht gewachsen sein wird, können den
Antrag für einen Vorschulbesuch stellen. Wenn dies seitens der Schulleitung bewilligt wird, kann das Kind die Vorschulstufe besuchen (Vorschulangebot). Dieser Besuch ist verpflichtend. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Eltern ihr Kind zum häuslichen Unterricht abmelden (im Stadtschulrat für Wien / Externistenabteilung schriftlich einzubringen) und am Ende des Schuljahres zur Überprüfung schicken(1.- 4.Schulstufe). Diese Prüfung entfällt für Kinder auf der Vorschulstufe.
Wie werden die Kinder im Vorschuljahr optimal gefördert?
Wie man dem Lehrplan für die Vorschulstufe entnehmen kann, soll dieses Jahr vor allem zur Weiterentwicklung des
Kindes genützt werden. Das gilt auch für integrierte Vorschulgruppen, deren Kinder keinesfalls für die Inhalte der 1. Klasse gedrillt werden dürfen, auch wenn sie ständig im gleichen Raum mit den Kindern der 1. Schulstufe anwesend sind. Das bedeutet aber, dass Lehrer/innen hier mit besonderer Sorgfalt entsprechende Vorgangsweisen anwenden müssen, damit sowohl die Schulkinder als auch die Vorschulkinder sich individuell weiter entwickeln können. Der Vorteil dieser heterogenen Zusammensetzung liegt im sozialen Lernen und in der beiläufigen Konfrontation mit vielfältigen Lerninhalten, ohne dass die Kinder überfordert werden. Durch wertschätzenden Umgang mit unseren Kleinsten wird eine selbstverantwortliche Arbeitshaltung gefördert. Das Gesetz sieht vor, dass in der Grundstufe I (Vorschulstufe, 1. und 2. Schulstufe) für jedes Kind während des Schuljahres auch mehrmalige Umstufungen zwischen den Schulstufen möglich sind, um den Entwicklungsschwankungen des Kindes entsprechen zu können. In Klassen mit integrierter Vorschulstufe bleiben die Kinder im gewohnten Klassenverband und können im Rahmen eines eigenen Vorschullehrplans problemlos nachreifen. In Schulen mit Vorschulklassen müssen die Kinder ihre Klasse verlassen, um in der Vorschulklasse entsprechend gefördert zu werden.
Was sollte ein Kind selbständig können, bevor es in die Schule kommt?
Wenn Eltern Hinweise wollen, an denen sie erkennen, ob ihr Kind schulreif ist, so gilt vor allem der Grundsatz, dass das Kind bei den Verrichtungen seines täglichen Ablaufs weitgehend selbständig sein soll. Fehlen hier noch wesentliche Aspekte, wie das An- und Ausziehen, der selbständige Besuch der Toilette, eine verständliche Ausdrucksweise und Ähnliches, dann ist zu überlegen, ob dies ein Ausdruck mangelnder Reife ist, oder ob das Kind nur bisher zu wenig selbständig agieren durfte. In diesem Fall sollten Eltern manche Alltagshandlungen bewusst dem Kind überlassen und ihm so Sicherheit geben. Wenn ein Kind sicher hantieren kann (mit Stiften, Töpfen, Kleidungsstücken, etc.) und in Alltagshandlungen auch Entscheidungen treffen darf (beim Anziehen, beim Spielen u.s.w.), ist es meist auch fähig die Anforderungen der Schule zu bewältigen. Ein Training für den Schuleintritt sollte allerdings vermieden werden, um das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken.
Was ist generell beim Schuleintritt zu beachten?
Wichtig ist, dass Eltern sich und ihr Kind auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten. Sowohl bei der Wahl der Schule, beim Besuch unterschiedlicher Volksschulen, als auch bei den Vorbereitungen für die Schulzeit, sollten die Kinder in Überlegungen und Entscheidungen mit einbezogen werden. Die Argumente der Eltern sind wichtige Informationen für Kinder, die sie bei den ersten Schritten zur Selbständigkeit unterstützen. Das Kind soll wissen, dass es selbst und sein Wohlbefinden sehr ernst genommen wird. Vor der Schuleinschreibung sind Informationen über Schulen und Lehrer/innen, über Angebote und Grundsätze der Schulen ein wichtiges Thema in der Familie. Jede Schule hat einen Tag der offenen Tür, bei dem Eltern und oft auch Kinder Gelegenheit haben, sich ausführlich zu informieren. Meist setzt schon zu diesem Zeitpunkt der Prozess der Wandlung des Kindergartenkindes zum Schulkind ein. Viele Kinder können es gar nicht mehr erwarten, in die Schule gehen zu dürfen. Wichtig ist nun, diese motivierte Haltung zu erhalten und weiter zu entwickeln. Haben Eltern sich für eine Schule entschieden, melden sie sich in der vorgeschriebenen Zeit und mit den nötigen Dokumenten in der Wunschschule an und werden mit ihrem Kind zu einem Einschreibungsgespräch eingeladen.
Haben Eltern ein Mitspracherecht bei der Wahl der Lehrer/innen und Lehrer?
Selbstverständlich ist es möglich, bei der Einschreibung entsprechende Wünsche zu äußern. Allerdings ist es der
Schulleitung nicht immer möglich, diesen Wünschen zu entsprechen. Daher empfehle ich allen Eltern, ihre Anliegen und Überlegungen mit den Direktor/innen und Lehrer/innen offen zu besprechen,
damit einerseits Missverständnisse vermieden werden (diese kommen sehr oft vor) und andererseits pädagogische Aspekte und Notwendigkeiten der Schule transparent werden. Es ist auch wichtig, sich über besondere Unterrichtsformen und über weitere Angebote der Schule genau zu informieren.
Welche neuen Lern- und Unterrichtsmethoden gibt es?
Unterrichts- und Organisationsformen, die aus der sogenannten Reformpädagogik kommen, sind nicht neu, sondern viele Jahrzehnte alt. In Österreich sind diese pädagogischen Richtungen und Organisationsformen schon lange bekannt und wurden auch erprobt, doch erst jetzt haben die Erkenntnisse und Erfahrungen, die diesen Formen zu Grunde liegen, Eingang in alle Bereiche der Schulpädagogik gefunden. Als Beispiel will ich vor allem die „Montessori-Pädagogik“ und die Organisationsformen von Petersen (Jena-Plan), Dalton und Freinet nennen. Reformpädagogische Unterrichtsgestaltungen stellen die selbständige Entwicklung des Kindes in den Vordergrund und eine wertschätzende Haltung von Lehrer/innen und Eltern dem Kind gegenüber in den Mittelpunkt. Die Erfahrungen zeigen, dass diese pädagogischen Grundsätze der Entwicklung des Kindes besonders zuträglich sind. Sie verlangen allerdings auch ein Umdenken der Lehrer/innen und Eltern, weg vom „Vorzeigen-Nachmachen“ hin zum selbständigen Lernen der Schüler/innen. Es ist auch für Eltern sinnvoll, sich über die Unterrichtskonzepte der in Frage kommenden Lehrer/innen zu informieren, doch vor allem ist wichtig, dass Lehrer/innen sich mit neuen Unterrichtsformen auseinander setzen. Viele Aspekte der „Reformpädagogik“ fließen bereits jetzt in den Regelunterricht ein, und mit der Unterstützung der Eltern kann eine offene und aufgeschlossene Atmosphäre als Lernbasis entwickelt werden. Es ist keinesfalls notwendig, dass Unterrichtsformen und pädagogische Richtungen wie eine Religion verkündet und befolgt werden müssen. Auch hier gilt, dass sinnvolles Aktualisieren den Erfolg noch steigern kann. Die Lehrer/innen an den Grundschulen sind für „Neue Lernformen“ geschult und können jederzeit kompetent Auskunft geben.
Welche neuen Beurteilungsformen gibt es und werden diese schon angewandt?
Gesetzlich vorgeschriebene ist die Beurteilung durch Noten (5-teilige Notenskala), die durch eine Leistungsbeschreibung (Begleitschreiben) der Lehrer/innen verdeutlicht werden kann. Alternative Beurteilungsformen sind nach wie vor Schulversuche, die jährlich eingereicht und mit einem
Erfahrungsbericht der Lehrer/innen abgeschlossen werden müssen. Sie können bei Zustimmung des Klassen- und Schulforums in der Grundstufe I (1. und 2. Schulstufe) anstatt der Beurteilung durch Noten verwendet werden. Diese alternativen Lernformen sind einerseits verbale Beurteilungen, in denen entweder gänzlich auf eine Ziffernnote verzichtet wird (Verbale Beurteilung) oder die als Begleitbrief zum Notenzeugnis gegeben werden. Andererseits werden seit einigen Jahren auch Beurteilungsformen
erprobt, die in Form eines Pensenbuches vorgegebene Ziele als erreicht oder nicht erreicht ausweisen und als Grundlage für Beurteilungsgespräche mit den Erziehungsberechtigten herangezogen werden.
Ähnlich entwickelte sich die Beurteilungsform „Kommentierte direkte Leistungsvorlage“ (KDL), bei der das Schulkind seine Leistungen, die es vorlegen möchte, selbst auswählt und kommentiert. Weitere Formen der Leistungsdokumentation sind in unterschiedlicher Form in Entwicklung und Erprobung. Die Dokumentation fördert die Selbstverantwortlichkeit der Schüler/innen und ermöglicht ihnen ihre eigene Entwicklung darzustellen. Eltern können mit Unterstützung der Lehrer/innen die „Mitteilungen“ ihres Kindes deuten und daraus den aktuellen Entwicklungsstand ablesen. Solche Beurteilungsformen ermöglichen Kindern sich motiviert und weitgehend ungestört zu entwickeln.
Wie kann ich als Elternteil dem Kind die Lust am Lernen vermitteln? Wie reagiert man bei Schwierigkeiten?
In der Regel ist die Lust am Lernen bei den meisten Schulanfänger/innen bereits vorhanden. Die Kinder freuen sich
bereits auf den Schuleintritt und sind äußerst motiviert. Das größte Problem für die Lehrer/innen und auch die Erziehungsberechtigten ist es diese vorhandene Motivation zu erhalten.
Was nun kann die motivierte Haltung der Kinder stören und sogar abbauen?
In erster Linie sind es Misserfolge, die vom Kind als unüberwindliche Hindernisse empfunden werden. In der Folge vermeidet das Kind diese Situationen, oft um den Preis, dass es auf Grund mangelnder
Auseinandersetzung, Vermeidung von Fragen und Übungen die Lerninhalte nicht mehr versteht. Bald wendet es sich immer mehr von der vermeintlich unüberwindlichen Aufgabe ab und verliert das Interesse. Die herkömmliche unterstützende Übung wird nun vom Kind bereits als Bestätigung seiner
Defizite und seiner Unfähigkeit empfunden. Es ist zumindest in diesem Bereich bereits zum Versager geworden. Dieser „Teufelskreis“ muss unbedingt vermieden werden. Eltern sollen daher keinesfalls die Lust am Lernen „vermitteln“, da diese bereits vorhanden ist. Sie sollten jedoch die Freude am Lernen und an der Auseinandersetzung mit neuen Inhalten auch in sehr individueller Form zulassen. Sie müssen als Anwalt ihres Kindes versuchen seine individuelle Entwicklung den Lehrer/- innen verständlich zu machen. Schwierigkeiten des Kindes sind sehr oft „Verständnisprobleme“ zwischen Kind und Lehrer/in. Hier können Eltern versuchen zu erklären und zu unterstützen. Mit zunehmender Reife wird auch das Kind wertvolle Beiträge dazu liefern, sofern es von seiner Wertschätzung überzeugt ist. Von manchen Menschen wird Wertschätzung erst Erwachsenen zugestanden, bei Kindern befürchtet man sogar, dass sie sich dadurch „überschätzen“ könnten. Doch gerade das Gegenteil ist der Fall. Alle Menschen, vor allem aber Kinder, benötigen die Anerkennung und Wertschätzung ihrer Person und ihrer Leistungen zur optimalen Entwicklung. Nur wenn man sich geschätzt fühlt, kann man auch die Fehler machen, die wir so dringend für das Lernen brauchen. Schwierigkeiten der Kinder müssen immer, besonders aber im Grundschulalter, von allen Beteiligten sehr ernst genommen werden. Es gilt vor allem die Ursache und möglichen Hintergründe zu klären, was nur in enger Zusammenarbeit der Lehrer/innen mit den Eltern und, wenn nötig, auch mit den Schulpsycholog/innen geschehen sollte. Es ist nicht sinnvoll, Testungen und Untersuchungen zu verweigern.
Meist bringen diese viele wichtige Informationen, die man zur Bewältigung und Beseitigung von Schulschwierigkeiten nützen kann. Die Palette solcher Schulschwierigkeiten ist groß und vielfältig. Daher müssen sie individuell erfasst werden, um individuell helfen zu können. Aber auch hier gilt der Grundsatz für Pädagog/innen und Eltern: Je weniger das Kind sich als „Problemfall“ erlebt, desto günstiger sind die Erfolgschancen.
Wie kann man optimale Voraussetzungen für das Erledigen der häuslichen Aufgaben schaffen?
Einerseits werden immer weniger regelmäßige Hausübungen gegeben, andererseits haben Kinder oftmals große Freude daran auch zu Hause etwas für die Schule zu tun. Viele Lehrer/innen nützen diese Situation und stellen den Kindern verschiedene Aufgaben bereit, aus denen sie ihre Hausübung wählen können. So werden zwei wichtige Faktoren verbunden: Interesse und Aktivität. Wichtig ist es, dem Kind Sicherheit im organisatorischen Bereich und bei der Zeiteinteilung geben. Das erreicht man am besten durch rechtzeitiges Bereitstellen der geforderten Hilfsmittel, wie Schreibsachen, Hefte, Bücher, Radiergummi etc. und durch die verständnisvolle Rückmeldung zur eigenen Arbeit. Kinder müssen erfahren, dass ihre eigene Arbeit der Spiegel ihrer Entwicklung ist und daher nicht perfekt sein kann, aber trotzdem so sorgfältig wie möglich durchgeführt werden muss. Gerade bei Schulanfängern ist es sehr wichtig, die Dauer der Hausübungen individuell zu gestalten. Man muss bedenken, dass die Kinder bereits vom Vormittag sehr müde sind und sich erholen müssen. Nun sollen sie essen, spielen und sich entspannen. Daher ist es durchaus berechtigt, wenn die Eltern ihr Kind ermuntern, seine Hausübung sinnvoll zu kürzen, sobald es müde ist. Die Aufmerksamkeitsphase am Nachmittag ist nur mehr sehr kurz und sollte beim Schulanfänger nicht mit Gewalt verlängert werden, damit Stress durch Überforderung vermieden wird. Die Belastbarkeit des Kindes entwickelt sich rasch, und bald kann es auch längere und größere Aufgaben bewältigen.
Wieviel Zeit soll ein Kind durchschnittlich zum Erledigen der Aufgaben brauchen?
Für Hausübungen gilt der gleiche Grundsatz wie für alle Arbeiten im Lern- und Übungsprozess: Jede Überforderung stellt den Lernerfolg in Frage und vermindert gleichzeitig die Freude und das Motivationspotential des Kindes. Daher ist es sinnvoll, das Kind zu beobachten. Kinder haben unterschiedliches Durchhaltevermögen; was das eine bereits leicht schafft, kann für das andere noch eine Kräfte raubende Hürde sein. Schulanfänger werden daher nur kleine Aufgaben bekommen, die dazu dienen das Gelernte zu wiederholen. Vieles erscheint Erwachsenen sehr einfach, für Kinder ist es ihrem Entwicklungsstand entsprechend aber sehr viel und vor allem sehr umfangreich. Niemals wieder lernen wir so viel wie in den ersten Schuljahren.
Was raten Sie Eltern von Schulanfängern?
Vorweg rate ich allen Eltern, sich mit ihrem Kind auf den neuen Lebensabschnitt zu freuen. Auch wenn das nunmehrige „Schulkind“ sein Interesse immer mehr dem Schulgeschehen, den Schulfreund/innen und vor allem den Lehrer/innen seiner Klasse zuwendet und zu Hause nur mehr wenig erzählt, ist es wichtig, dass Eltern immer gesprächsbereit sind. Nur sie können auch kleine Gefühlsregungen deuten und das Kind in allen Situationen einfühlsam unterstützen. Nicht nur bei Misserfolgen sollen Eltern ihren Kindern beistehen. Sie sollen vor allem die freudigen Ereignisse und schönen Erlebnisse mit ihrem Kind teilen und ihm dadurch Sicherheit geben und seine Interessen fördern. Ich rate allen Eltern von Schulneulingen zur intensiven Zusammenarbeit mit den Klassenlehrer/innen. Nur in einer vertrauensvollen Atmosphäre können auch Schwierigkeiten gemeistert werden. Daher ist es besonders wichtig, dass zwischen Eltern und Lehrer/innen keine Fragen die Entwicklung des Kindes betreffend offen bleiben, und Eltern, Lehrer/innen und Schüler/innen als gleichwertige Partner/innen zusammen wirken können.
Anmerkung: Gesetzliche Grundlagen unter www.wien.gv.at/ssr/ siehe Erlässe