Baby Guide sprach mit Bernhard Petri, Vater von Emil, geboren am 26.12.2006 über seine ganz persönlichen Erfahrungen als Begleiter in der Schwangerschaft bis zum Geburtserlebnis aus männlicher Perspektive.
Warum haben Sie sich entschlossen, bei der Geburt dabei zu sein?
Eigentlich habe ich nie mit dem Gedanken gespielt, nicht bei der Geburt meines Kindes dabei zu sein. Für mich war von Anfang an klar, dass ich dieses Ereignis, diesen Moment nicht versäumen möchte.
Erstens ist mir schon während der Schwangerschaft meiner Frau so bewusst geworden, dass ich als Mann sowieso viel weniger tun, also Arbeit leisten kann – vor und während der Geburt. Also war für mich klar, dass ich wenigstens so viel wie möglich Unterstützung und Hilfe sein wollte für meine Frau, indem ich die ganze Zeit während der Geburt dabei bin und mithelfe wo ich kann.
Zweitens hatte meine Entscheidung natürlich auch damit zu tun, dass ich persönlich den Moment miterleben wollte, wenn mein Kind auf die Welt kommt: der erste Anblick, endlich stellt sich heraus ob Mädchen oder Bub (ein Bub ist es geworden), das erste Berühren, der erste Schrei, das erste Mal stillen – alles das wollte ich auf keinen Fall versäumen.
Haben Sie diverse Vorbereitungen (z.B. Geburtsvorbereitungskurs etc.) gemeinsam mit ihrer Partnerin besucht – hat Ihnen die Vorbereitung geholfen? Inwiefern?
Meine Frau und ich haben während der Schwangerschaft gemeinsam einen Geburtsvorbereitungskurs für Paare besucht und uns auch privat mit Literatur beschäftigt. Da wir eine Hausgeburt planten, haben wir uns außerdem einige Male mit unserer Wahl-Hebamme getroffen, um die Geburt und das Rundherum zu besprechen.
Der Vorbereitungskurs war für mich eher ein Kennenlernen unserer Hebamme (die diesen Kurs leitete) und das Schaffen einer Vertrauensbasis ihre medizinischen Überzeugungen und Fähigkeiten betreffend.
Einen Vorbereitungskurs kann ich aber jeder/m empfehlen um sich einfach auf die kommende Geburt einstimmen zu können und eventuell brennende Fragen loszuwerden.
Wie haben Sie die Geburt erlebt?
Die Geburt meines Sohnes hat vom Blasensprung weg ungefähr 17 Stunden gedauert – Mitternacht bis zum folgenden Nachmittag. Daher hab ich sie unter anderem sehr anstrengend und Kräfte raubend erlebt. Wie anstrengend das alles für meine Frau gewesen ist, kann ich wahrscheinlich nur erahnen.
Ungefähr 5 Stunden nach Einsetzen der Wehen ist unserer Hebamme zu uns nach Hause gekommen und hat uns die restlichen 12 Stunden begleitet. Ich bin im Nachhinein unglaublich froh, dass wir uns für eine Hausgeburt entschieden haben. Für mich war vor allem die vertraute Umgebung unserer Wohnung das entscheidende. Ich hatte keinen Moment das Gefühl, nur dumm herumstehen zu müssen und nicht zu wissen, was ich gerade tun und helfen kann.
Die Geburt habe ich ein bisschen wie im Delirium erlebt (müde, müde, müde) und erst in den Stunden danach so richtig realisiert.
Was war der schönste Moment?
Der schönte Moment der Geburt war für mich kurz nachdem alles vorbei war. Meine Frau ist im Bett gelegen, mit unserem Sohn auf dem Bauch, und die Hebamme und ich sind dabeigesessen, haben Knödel mit Rotkraut gegessen und schön langsam bin ich zur Ruhe gekommen. Ich habe begonnen zu realisieren, dass die vergangenen 17 Stunden wirklich passiert sind, habe meinen Sohn beobachtet, vor Staunen den Mund kaum zu bekommen.
Er war so klein, so neu und doch so vollständig – einfach ein riesengroßes Wunder.
Wobei konnten Sie ihre Partnerin wirklich unterstützen?
Ich konnte während der langen Zeit der Wehen doch einiges für meine Frau tun. Ich habe in der Wohnung alles vorbereitet, mit unserer Hebamme besprochen und bis zu deren Eintreffen meine Frau massiert, ihr gut zugeredet, ihre Hand gehalten etc.
Danach habe ich einerseits die Hebamme beim Massieren abgelöst und andererseits dafür gesorgt, dass wir drei immer alles hatten was wir gerade brauchten – Essen, Trinken, Handtücher, Bett, usw.
In den wenigen(!) Momenten wo ich nicht wirklich gebraucht wurde, habe ich dann einfach die Wohnung zusammengeräumt, Geschirr gewaschen oder ähnliches.
Beschreiben Sie das Gefühl, nachdem das Baby auf der Welt war?
Nachdem mein Sohn dann plötzlich da war, war das für mich wie ein langsames Aufwachen aus einem langen Traum. Vor allem die letzte Phase der Geburt ist, obwohl ich hautnah dabei war und meine Frau in diesem Moment in meinen Armen gehalten habe, wie ein schneller Film vor meinen Augen abgelaufen. Ich hab zwar auch die Nabelschnur durchtrennen dürfen – daran kann ich mich aber nur noch schemenhaft erinnern.
Das Glücksgefühl nach der Geburt ist bis heute unbeschreiblich. Eigentlich hätte ich todmüde sein müssen, aber von Erschöpfung war in den folgenden Stunden aber nichts zu spüren.
Konnten Sie die Zeit nach der Geburt bei der Familie verbringen?
Ja, zum Glück war das für meinen Arbeitgeber überhaupt kein Problem. Ich habe schon einige Monate vor dem errechneten Geburtstermin provisorisch 3 Wochen Urlaub beantragt und dann am Tag nach der Geburt fixiert.
Heute würde ich wahrscheinlich noch mehr Urlaub nehmen – die 3 Wochen waren einfach viel zu schnell vorbei.
Ich glaube, die 3 Wochen waren eine unheimlich wichtige Zeit für uns drei. Wir konnten uns in Ruhe auf die neue Dreisamkeit einstellen und schön langsam einen gemeinsamen Alltag erarbeiten. Wirkliche Routine hat sich bei uns allerdings erst einige Wochen später eingestellt.
Welche Aufgaben haben Sie in der ersten Zeit übernommen?
Damit meine Frau in den ersten Tagen und Wochen das Wochenbett hüten konnte habe ich eigentlich den gesamten Haushalt geführt, gekocht, geputzt, gewaschen, eingekauft etc. Nach vier Tagen war ich dann am Bezirksamt für die ganzen behördlichen Erledigungen.
Die Erstuntersuchung meines Sohnes hat bei uns zu Hause stattgefunden, worüber ich sehr froh war, da wir so im Winter nicht hinaus in die Kälte mussten.
Außerdem hat uns unsere Hebamme die ganze erste Woche täglich besucht und meine Frau und meinen Sohn (medizinisch) versorgt, soweit das notwendig war.
Was raten Sie anderen werdenden Vätern?
Ich kann werdenden Vätern nur empfehlen soviel wie möglich in der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach mitzuerleben und dabei zu sein. Die Geburt ist keine reine Frauensache, auch wenn das noch immer von manchen Seiten zu hören ist. Es gibt für einen Mann dabei immer genug zu tun, und wenn es nur Händehalten, gut zureden oder einfach nur da sein ist.
Ich glaube, dass die Erfahrungen während der Geburt und kurz danach einzigartig sind und sich kein werdender Vater das entgehen lassen sollte.