Essen und Trinken für Kleinkinder: Was kommt nach dem Brei?
Jede Mutter und jeder Vater will nur das Beste für ihr bzw. sein Kind – auch beim Essen. Woran dieser gute Vorsatz jedoch oft scheitert, ist der Umstand, dass Mama und Papa oft selbst nicht genau wissen, welche Ernährungsbedürfnisse der Nachwuchs hat. Dies gilt insbesondere nach dem ersten Geburtstag, wenn es heißt, langsam auf Familienkost umzusteigen. Daraus folgend gehen zu viele Mütter bei der Ernährung nach Gefühl vor, wie eine Umfrage von marketagent.com im Sommer 2013 unter 500 österreichischen Müttern gezeigt hat (siehe Tortengrafik).
Ernährungswissenschafterin Mag. Eva Unterberger weiß auch den Grund dafür: „Eltern von Kleinkindern werden bei der Ernährung von Kleinkindern alleine gelassen. Gibt es für das erste Lebensjahr noch umfangreiche Empfehlungen, heißt es ab dem ersten Geburtstag nur mehr ‚allmählicher Umstieg auf die Familienkost’.“ Jedoch ist die Familienkost in vielen heimischen Haushalten alles andere als kleinkindgerecht, sondern es wird „zu viel, zu süß und zu fettig“ gegessen, wie der österreichische Ernährungsbericht 2012 zu Tage gebracht hat.
Für Familienkost ist es noch zu früh
Kleinkinder haben besondere Nährstoffbedürfnisse. Insofern ist es erschreckend, dass laut dieser Umfrage bereits über 40 Prozent der Kinder im zweiten Lebensjahr das Gleiche essen wie die Großen. Eltern von Kleinkindern sind also gut beraten, ihre eigenen Essgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und falls nötig da und dort zu überdenken. „Wenn Eltern bei Gemüse, Obst & Co. mit gutem Beispiel vorangehen, haben sie gute Karten in der Hand, dass ihre Sprösslinge es ihnen nachmachen“, rät Unterberger.
Der Einfluss der Eltern auf die Essgewohnheiten der Kinder ist hoch, das wissen auch die Eltern selbst, wie die Umfrage gezeigt hat (siehe Grafik 2). Fast 85% sehen einen „sehr großen“ bzw. „eher großen“ Einfluss der eigenen Ernährung auf das Essverhalten ihrer Kinder.
Späteres Korrigieren schwierig
Wie sich der gesamte Stoffwechsel, das Gehirn und das Immunsystem entwickelt, ist zu etwa 20 Prozent durch unsere Gene vorbestimmt. Die restlichen 80 Prozent werden durch Umwelteinflüsse und vor allem durch den individuellen Lebensstil in der frühen Kindheit beeinflusst. Es mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass diese „Programmierung“ schon sehr früh beginnt: So sollen das Essverhalten der Schwangeren sowie die Ernährung des Säuglings und Kleinkindes langfristig einen Einfluss auf die spätere Gesundheit und das Risiko für Zivilisationskrankheiten (Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) haben.
Ist die Eiweißzufuhr beispielsweise zwischen dem 7. und 24. Lebensmonat zu hoch, besteht die Gefahr, dass das Kind bei Schuleintritt zu viel Gewicht auf die Waage bringt. Wissenschafter vermuten, dass eine zu geringe Eisenzufuhr bis zum zweiten Geburtstag später mit schlechten Schulleistungen einhergeht. Ist der Köper hingegen in den ersten Lebensjahren gut mit Vitamin-D versorgt, kann dies offenbar der Entstehung von Typ-1-Diabetes entgegenwirken.
Wie die Umfrage zeigt, isst bereits jedes 4. Kind im Alter von 13 Monaten bis drei Jahren „mehrmals täglich“ oder zumindest „einmal täglich“ Schokolade oder sonstige Süßigkeiten (siehe Grafik 3). „Wird das Essverhalten in den ersten 1.000 Tagen in die richtigen Bahnen gelenkt, schafft dies einen nicht aufholbaren Gesundheitsbonus für spätere Lebensjahre. In dieser Zeit muss daher der Esstisch besonders sorgfältig mit nährstoffreichen Köstlichkeiten gedeckt werden“, so Unterberger abschließend.