Dürfen frischgebackene Eltern ihr kleines Wunder endlich auf dieser Welt begrüßen, haben sie meist nur den sehnlichen Wunsch, alles richtig zu machen. Besonders bei dem Thema Babyfüße und Schuhe scheinen die Meinungen der Experten allerdings zum Teil sehr weit auseinander zu liegen und man fragt sich, welcher Weg nun der richtige ist. Dürfen die kleinen Füßchen bereits in niedliche Schuhe gesteckt werden oder ist es doch besser, Kinder so lange wie möglich barfuß laufen zu lassen? Wir durften uns mit dem Orthopädieschuhtechniker und Erfinder der GreenFeet Einlagen Marco Vathke in einem Exklusivinterview über dieses Thema unterhalten und er hat uns dabei ein paar Tipps für den Schuhkauf verraten.
Ist es möglich, die gesunde Entwicklung von Babyfüßen aktiv zu unterstützen?
Betrachtet man den menschlichen Fuß aus anatomischer Sicht, so kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es sich hierbei um ein absolutes Wunder der Natur handelt. Sage und schreibe 26 Knochen und 33 Gelenke, die von über 100 Bänder zusammengehalten werden sind es unter anderem, die uns die Fähigkeit des Gehens möglichen. Einer besonderen Funktion werden dabei zudem den 20 Muskeln mit ihren starken Sehnen zuteil, denn diese sorgen für einen sicheren Tritt und einen stabilen Stand. Bei Kindern muss diese Muskulatur selbstverständlich erst ausgebildet werden und genau hier kann ich als Mama oder Papa zu einer gesunden Entwicklung beitragen. Regen Sie ihr Kind mithilfe kleiner Greifspiele und taktiler Stimulation zur aktiven Bewegung an. Außerdem gelten Schuhe im Babyalter wirklich nur dann als empfehlenswert, wenn die Witterungsbedingungen keine andere Möglichkeit zulassen. In diesem Fall sollten Sie sich für Barfußschuhe oder sogenannte Lauflernschuhe entscheiden.
Wie kann es passieren, dass ein Baby, das mit gesunden Füßen zur Welt kommt, später Einlagen braucht?
Zwar kommen die meisten Babys mit gesunden Füßen auf die Welt, neben zu wenig Bewegung und falschen, nicht passenden Schuhen gibt es jedoch einige andere Faktoren, die später das Tragen von Einlagen notwendig machen können, eine erbliche Vorbelastung oder eine anatomische Besonderheit zum Beispiel. Wichtig ist hierbei vor allem, dass die Kinder sich viel bewegen und auch die Füße im Schuh genügend Platz haben. Barfußlaufen auf der Wiese oder im Sand wäre ohnehin am besten. Dabei kräftigt sich die Muskulatur von selbst und der Fuß kann sich ganz natürlich entwickeln.
Was kann man falsch machen bei Babyfüßen?
Der häufigste Fehler, den ich in meinen 25 Berufsjahren als Orthopädieschuhtechniker immer wieder gesehen habe, ist, dass an der falsche Stelle gespart wird. Ja, Kinderfüße wachsen meist sehr schnell und gute Schuhe sind teuer. Es handelt sich hierbei jedoch um eine Investition in die Zukunft, die dem eigenen Kind nicht nur sehr viele Schmerzen und Arztbesuche erspart, sondern in weiterer Folge auch Kosten. Beugen Sie langwierigen Behandlungen also am besten von Anfang an vor, indem Sie in ein gutes Schuhwerk investieren.
Wenn Eltern all dies beachten, werden sich die Kinderfüße dann immer gesund entwickeln?
Generell kann ich durch viel Bewegung, dem Kauf des richtigen Schuhwerks und viel barfußlaufen auf weichem Untergrund bereits viel zur Fußgesundheit meines Kindes beitragen. Sind die Füße jedoch ausgewachsen und es kommt zum Beispiel zu einer Überbelastung, können Einlagen dennoch notwendig sein. Werden die Probleme jedoch rechtzeitig erkannt und richtig behandelt, handelt es sich oft um eine Kleinigkeit, die die betroffene Person weder im Alltag, noch beim Sport oder anderswo einschränkt. Erbliche Fußprobleme können allerdings selbst durch günstigste Bedingungen nicht immer ausgeglichen werden, so haben vor allem Frauen oft mit einem erblich bedingten Hallux Großzeh zu tun.
Sollen Babys Schühchen tragen?
Babyschuhe – ja oder nein? Hierbei handelt es sich wohl um eine der häufigsten Fragen, die mir Eltern stellen. Generell gibt es für die Füße von Babys und Kleinkinder nichts gesünderes, als Barfuß zu laufen. Sollten Ihre Böden zuhause sehr rutschig sein, sind Anti-Rutsch-Socken mit Gumminoppen ideal. Anders sieht das ganze natürlich draußen aus, wenn Ihre Kleinen bereits auf den eigenen Füßchen unterwegs sind. Entscheiden Sie sich in diesem Fall jedoch am besten für sehr weiche Schühchen, die zwar Schutz vor Kälte, Wärme oder spitzen Untergründen bieten, den Fuß ansonsten jedoch nicht formen.
Der erste Schuhkauf – Worauf muss man achten?
Die perfekte Passform gilt als A und O beim Kauf von Kinderschuhen. Diese dürfen nicht zu klein sein, da müssen die Eltern gut aufpassen, denn Babys “krallen” gerne. Die Zehen müssen gut Platz haben. Zu groß ist auch nicht gut, denn dann besteht Stolpergefahr. Des Weiteren sollte das Schuhwerk kaum eine und im besten Fall gar keine Hinter- oder Vorderkappen, die den Schaft in Form bringen, haben. Je jünger die Kinder sind, umso weicher und vor allem flexibler sollten die Schuhe sein, weshalb sogenannte Kinderbarfußschuhe als besonders empfehlenswert gelten. Von entscheidender Bedeutung ist es zudem, die Schuhe den Witterungsbedingungen entsprechend zu kaufen, wobei Sandalen im Sommer meist die ideale Wahl darstellen, denn darin können die Füße atmen. Bei Winterschuhen oder -stiefeln ist auf ein gutes Profil zu achten und auch eine leichte Hinterkappe ist erlaubt, wobei stets ausreichend Zehenplatz vorhanden sein muss. Da Kinder vor keiner Wasserpfütze haltmachen ist zusätzlich auf Wasserdichtheit Wert zu legen. Damit im Winter die Füße nicht frieren soll der Schuh warm gefüttert sein, bei Bedarf kann man den Schuh mit einer Komfortsohle aus Lammfell ergänzen. In der Übergangszeit sind Frottee- oder Zimteinlagen eine gute Wahl, dann bleiben die Füße immer wohl temperiert und trocken. Eine wichtige Sache noch: Wenn man Einlagen nutzt, kann es sein, dass der Schuh ein wenig größer gekauft werden muss, da die Einlage im Schuh ja Platz wegnimmt. Das sollte man also bereits beim Kauf berücksichtigen.
(Fazit) Schuhe kaufen für Babys und Kleinkinder – Dank der richtigen Tipps kein Problem
Wir begleiten unseren Nachwuchs auf seinem Weg voller Abenteuer und das richtige Schuhwerk sollte dabei selbstverständlich nicht fehlen. Hier gilt: Je weicher, desto besser. Anfänglich sollen kleine Kinderfüße nur vor Kälte, Hitze oder gefährlichen Untergründen geschützt werden und ansonsten sollten Schuhe, wann immer es geht, einfach komplett weggelassen werden. Wird bei der Wahl des richtigen Modells auf die perfekte Passform geachtet, nicht an der falschen Stelle gespart und auf einen Schuh zurückgegriffen, der zu der jeweiligen Witterung passt, steht einem glücklichen Leben auf gesundem Fuß nichts mehr im Wege.
Über den Autor Marco Vathke
Marco Vathke ist Orthopädieschuhtechniker und Entwickler der GreenFeet Schuheinlagen. In über 25 Berufsjahren hat er sich ein immenses Know-how rund um den Themenbereich „Füße, Schuhe, Einlagen“ angeeignet, das er seit 2013 in die GreenFeet Schuheinlagen einfließen lässt. Mit zertifizierten Produkten fertigt seine Manufaktur 90 % der GreenFeet Sohlen in Deutschland von Hand.
Neben der Führung seines Einlagen-Shops ist Marco Vathke als Autor tätig und teilt sein Wissen unter anderem auf YouTube, auf seinem Blog und in diversen Online- und Printmedien.
Website: www.einlagen-shop.com