Verliebt, verlobt verheiratet. So einfach ist das. Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden. So schwierig ist es… Baby Guide sprach mit Ursula Nuber, Diplompsychologin.
Welche Grundsteine geben einer Liebe die Basis?
„Es gibt keine Liebe, sondern nur Beweise der Liebe“, sagte einmal der französische Künstler Jean Cocteau. Darin liegt viel Weisheit. Denn in der Tat reicht das Gefühl der Liebe nicht aus, um ein Paar auf Dauer glücklich zu machen. Nötig sind „Beweise der Liebe“. Dazu gehört vor allem gegenseitige Akzeptanz — den anderen so zu lieben, wie er ist. Das heißt auch seine Schwächen, seine Macken, seine Eigenarten akzeptieren, ihn nicht verändern wollen, ihm nicht mit ständigen Vorwürfen zu zeigen, dass er so, wie er ist, nicht richtig ist. Ein weiterer wichtiger Grundstein einer dauerhaft glücklichen Beziehung ist „etwas Drittes“, das das Paar verbindet. Ein gemeinsames Interesse, ein Hobby, ein Engagement schafft Bindung und stärkt die Liebe. Und selbstverständlich gehören zu einer guten Beziehung Loyalität, gegenseitiger Respekt, Vertrauen — und Humor. Ein Paar, das miteinander lachen kann, ist meist auch ein glückliches Paar.
Wie wirken sich eigene Kindheitserfahrungen auf die Partnerschaft aus?
Der Einfluss der frühen Vergangenheit auf die Liebesbeziehung ist groß. Größer als vielen Paaren bewusst ist. Zahlreiche Beziehungsprobleme sind darauf zurückzuführen, dass die Partner ihre jeweiligen Kindheitsgeschichten nicht kennen. Man weiß heute, dass die eigene Herkunftsfamilie die Partnerwahl beeinflusst, zum Beispiel: Ich wähle einen Mann, der genauso ist, wie mein Vater. Oder ich wähle einen Mann, der das genaue Gegenteil zu meinem Vater ist. Und ebenfalls prägend ist, wie die Ehe der Eltern beschaffen war: Ihr Vorbild, ob positiv oder negativ, wirkt sich auf die Beziehungsqualität ihrer Kinder aus. Doch der Einfluss geht noch sehr viel weiter: Die eigene Partnerschaft ist oft ein Spiegel der früheren Eltern-Kind-Beziehung. Konnte man dort positive Erfahrungen machen, fühlte man sich geborgen und sicher, dann begegnet man auch späteren Partnern offen und vertrauensvoll. Musste man als Kind dagegen Ablehnung und Vernachlässigung erleben, dann fehlt einem in Liebesbeziehungen das Urvertrauen, man zweifelt an anderen, hat Verlustängste, klammert. Oder aber man lässt sich gar nicht erst ein, bleibt emotional auf Distanz. Paare, die sich gemeinsam mit ihren jeweiligen frühen Erfahrungen vertraut machen, können einander besser verstehen — und so manchen Konflikt als Erbe der Vergangenheit erkennen und damit entschärfen.
Schwangerschaft und Geburt: Kann sich ein Paar auf diese Veränderungen vorbereiten?
Ein Paar, das Eltern werden will, muss sich vorbereiten. Denn wie Studien zeigen, kommt es bei unvorbereiteten Paaren nach der Geburt eines Kindes zu erheblichen Schwierigkeiten. Die Zufriedenheit mit der Partnerschaft sinkt rapide. Deshalb sollte sich ein Paar, ehe es Nachwuchs plant, folgende Fragen stellen:
Welche persönlichen Lebensziele haben wir? Wenn zum Beispiel beide feststellen, dass der Beruf oder die Ausbildung an erster Stelle stehen, sollten sie es sich sehr genau überlegen, ob und wie ein Kind in dieser Lebensplanung einen Platz hat.
Haben wir realistische Erwartungen an eine Elternschaft? Viele Frauen glauben, dass sie bald nach der Geburt des Kindes wieder arbeiten können. Wie realistisch ist das? Wo finden sie Unterstützung?
Auf welche Veränderungen muss sich das Paar einstellen, wenn das Kind da ist? Wie wirkt sich das beispielsweise auf die Sexualität aus?
. Wissen wir, wie man mit einem Baby umgeht?
. Was tun wir, wenn Konflikte auftreten?
. Wie können wir uns trotz Kind Freiräume verschaffen?
Wenn das Paar sich die Antworten nicht selbst geben kann, sollte es sich kundig machen: in der eigenen Familie, bei anderen jungen Eltern, in der Literatur.
Wie können Eltern die Liebe lebendig halten?
Ganz einfach, indem sie die Beziehung an die erste Stelle setzen und das Familienleben an die zweite. Das mag für viele seltsam klingen, aber es ist der einzige Weg. Viele Paare sind nach der Geburt eines Kindes nur noch Eltern, sie sind Papa und Mama, aber nicht mehr Geliebte und Geliebter. Sie ordnen alles dem Familienleben unter. Auch wenn der Stress mit dem Kind oder den Kindern noch so groß ist: Ein Paar sollte sich regelmäßige Auszeiten von der Elternschaft nehmen. Und wenn es nur ein Abend im Monat ist, an dem sie nur füreinander da sind. Liebe ohne Aufmerksamkeit verkümmert. .
Buchtipp:
Ursula Nuber
Was Paare wissen müssen
10 Grundregeln für das Leben zu zweit
Krüger Verlag im S.
Fischer Verlag