Ungefähr 21% der Frauen haben nach einer normalen vaginalen Geburt Erfahrungen mit unwillkürlichem Harnverlust, nach Kaiserschnittentbindung sind es immerhin noch 16%. Dies lässt darauf schließen, dass die Harninkontinenz nicht nur durch den Geburtsvorgang, sondern auch durch die Belastungen des Beckenbodens während der Schwangerschaft verursacht werden.
In der Schwangerschaft kommt es zu einer massiven Vergrößerung der Gebärmutter nach allen Seiten, besonders stark geraten die Harnblase, der Enddarm und die Beckenbodenmuskulatur unter Druck.
Man unterscheidet zwei Arten der Inkontinenz:
Die Belastungsinkontinenz ist die häufigere Form und wird durch übermäßige Belastung (Stress) auf den Beckenboden verursacht. Besonders betroffen sind Frauen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche, da hier das Gewebe des Beckenbodens die Belastungen einer Schwangerschaft weniger auszugleichen vermag, aber auch bei Mehrlingsschwangerschaften,nach rascher Folge von Schwangerschaften,nach komplizierten Geburten (Zangengeburt usw.), Dammverletzungen und Übergewicht.Während diese Form des unwillkürlichen Harnverlustes nach Schwangerschaften meist vorübergehend ist, kann sie aber in Kombination mit Übergewicht bestehen bleiben.
Die Dranginkontinenz ist bei Schwangerschaften wesentlich seltener zu finden und zeichnet sichdurch eine starke Harndrangsymptomatik aus; es kommen nur geringe Harnmengen, der Blasenentleerungsdruck ist so groß, dass der Schließmuskel versagt und Harn verloren geht.
Wie kann man eine Inkontinenz vermeiden,beziehungsweise nach der Geburtverkürzen?
Nehmen Sie bereits am Schwangerschaftsturnen und Beckenbodentraining teil, machen Sie die Übungen regelmäßig und gewissenhaft damit sich das überdehnte Gewebe nach der Geburt schneller zurückbilden kann. Hilfestellung und Beratung erhalten Sie bei Hebammen, UrologInnen und GynäkologInnen.
Dr. Georg Ludvik
Facharzt für Urologie und Andrologie in Wien 8