Das Wochenbett
Das Wochenbett ist die Zeit nach der Geburt des Babys bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Wochenfluss der Mutter beendet ist. Diese Wochen sollen eine ganz besondere Zeit für Mutter und Kind bedeuten. Eine Zeit der Ruhe, des Rückzugs, des Stille(n)haltens.
Die Mutter soll sich die Zeit nehmen, Ihr Kind in Ruhe kennen zu lernen und ihrem Kind dadurch die Möglichkeit geben, sich sanft an das Leben zu gewöhnen.
In den ersten Wochen erlebt sich der Säugling in einer Symbiose mit der Mutter. Kind und Mutter sind eins in einer besonders engen Zweiheit. Diese Phase ist daher von totaler Abhängigkeit geprägt, sie birgt die Chance der Entwicklung eines Urvertrauens.
Flitterwochen für Mutter und Kind
Eigentlich sind Flitterwochen für uns eine intime Zeit für junge Eheleute. Aber in vielen Kulturen genießen traditionell auch Mutter und Baby eine ungestörte Zweisamkeit. Nach uralten Regeln des Ayurveda bleiben indische Mütter die ersten 22 Tage nach der Niederkunft in ihrem Haus. Da bauen Sie ihre Verbindung zueinander auf und lernen Geruch und Gestalt des anderen kennen. Das Stillen entwickelt sich reibungslos, ohne Diktat einer Uhr.
Die Mutter bemuttern
Die ersten Wochen nach der Geburt sind für Mutter und Kind eine wichtige Zeit, aber insbesondere für die Wöchnerin eine entscheidende Phase der Ruhe und Erholung. Sie hat beinahe dasselbe Bedürfnis nach Sicherheit und Pflege wie ihr Säugling. Doch gerade in unserer Kultur erwartet die Gesellschaft, dass die Frau sofort nach der Niederkunft wieder „funktioniert“. In vielen Kulturen sind junge Mütter von vielen normalen Pflichten befreit und werden von Verwandten und Freunden umsorgt. Für Wöchnerinnen bereitet man spezielle Mahlzeiten zu, die besonders nahrhaft sind. Häufig verbringen Hebammen die „Flitterwochen“ bei der Mutter, um sie in die Säuglingspflege einzuweisen. Und um ihr Heilbäder und entspannende Massagen zu verabreichen. Sollte einer Wöchnerin diese vorbereitete Umgebung geboten werden, wird ihr und ihrem Baby eine wertvolle Zeit geschenkt – eine einmalige verbindende Zeit!
Wissenswertes rund ums Wochenbett
Der Wochenfluss
Nach der Geburt Ihres Babys wird mit der so genannten Nachgeburt die Plazenta ausgeschieden. Sie hinterlässt eine wunde Fläche im Bauch. Bis zur endgültigen Heilung entsteht dort ein Wundsekret, das von den Bakterien der Vagina besiedelt wird und daher infektiös ist. Während des Wochenflusses, der rund sechs Wochen dauert und von starken Blutungen in leichten Ausfluss übergeht, sollten Sie aus hygienischen Gründen daher auf folgende Punkte achten:
- Duschen ist erlaubt, auf Vollbäder sollten Sie jedoch verzichten.
- Verwenden Sie für Körper, Brust und Intimwäsche unterschiedliche Waschhandschuhe und Handtücher
- Wegen der Infektionsgefahr ist Sex zu vermeiden
- Benutzen Sie Binden anstelle von Tampons, da diese Infektionen begünstigen
- Achten Sie darauf, dass Ihr Baby nicht mit dem Wochenfluss in Berührung kommt, vor allem an Auge, Nase und Mund (Schleimhäute).
Die Milchbildung
Bis zu fünf Tage kann es dauern, ehe nach der Entbindung die Milch richtig fließt. Sie können die Milchbildung unterstützen, indem Sie Ihr Kind häufig anlegen – auch wenn keine Milch kommt. Trinken Sie außerdem unmittelbar nach der Geburt Stilltee. Er hat eine anregende Wirkung, ebenso wie eine große Flüssigkeitsaufnahme während des gesamten Wochenbetts. Sind Ihre Brustwarzen wund, bitten Sie Ihre Hebamme oder die Krankenschwester um eine spezielle Fettcreme, mit der Entzündungen im Vorfeld begegnet werden kann. Auch Rotlicht hilft: Setzen Sie sich im ausreichenden Abstand mit entblößter Brust vor das Licht – es darf nicht als heiß empfunden werden.
Der „Baby-Blues“
Viele junge Mütter fühlen sich nach der Geburt nicht nur körperlich erschöpft, sondern auch seelisch. Ein deutliches Zeichen dafür sind die „Heultage“ nach der Geburt – auch „Baby-Blues“ genannt. Dass der Hormonhaushalt sich schlagartig von schwanger auf nicht schwanger umstellt, trägt zusätzlich dazu bei, dass Sie leicht aus dem Gleichklang geraten. Oft plagt die Betroffenen zudem ein schlechtes Gewissen, sich nicht angemessen über das Mutterglück freuen zu können. Aber trösten Sie sich: Sie sind nicht allein. Und es geht alles schnell vorbei.
Erholung von der Geburt
Eine Geburt ist trotz aller Vorbereitung Schwerstarbeit. Kein Wunder also, wenn Sie anschließend erst einmal müde und schlapp sind. Viele Frauen sind daher froh, noch ein paar Tage in der Klinik bleiben zu können, bzw. daheim gepflegt zu werden. Schließlich braucht Ihr Körper jetzt viel Ruhe, um wieder die nötige Energie für den Alltag tanken zu können. Stress und voreilig übernommene Verpflichtungen tun daher überhaupt nicht gut – Sie können dadurch sogar den Milchfluss hemmen und eine schmerzhafte Brustentzündung entwickeln, die Sie aufs Neue schwächt und Ihre Kräfte raubt. Kommen Sie also ganz langsam in Ihrem „neuen Leben“ mit Kind an und nehmen Sie so viel Unterstützung an wie möglich.