Die Rolle der Väter hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. War sie früher stark auf die Versorgerfunktion reduziert, wollen sich die Väter der jetzigen Generation intensiv um den Nachwuchs kümmern. Und schon bei Schwangerschaft und Geburt nimmt der Mann eine zentrale Rolle ein. Vorbei sind die Zeiten wo dem frischgebackenen Vater das „Endprodukt“ fix und fertig durch die Scheibe präsentiert wird.
Vatersein, das hat sich schon herumgesprochen, beginnt nicht erst dann, wenn man mit dem Kind „etwas anfangen“ kann. Schon während das Baby im Bauch der Mutter heranwächst, kann der werdende Vater Kontakt aufnehmen. Die gemeinsam erlebte Geburt ist ein weiteres wichtiges Ereignis, das die Beziehung zwischen Kind und Vater vertiefen kann. Und nur wenige Männer wollen diese erste Begegnung missen. Und so erlebt Man(n) die Geburt meist sehr aktiv mit: überwacht den Wehenschreiber, sagt die nächste Wehe an, atmet den Rhythmus vor, massiert, streichelt und gibt Zuspruch. Im Idealfall erahnt er die Wünsche seiner Partnerin und setzt alles dran, sie zu erfüllen. Die Frau fühlt sich mit ihm in der ungewohnten Umgebung des Spitals oder Geburtshauses wohler, hat sie doch ein Stück „zuhause“ mitgebracht. Und so bringen „beide“ den neuen Erdenbürger auf die Welt. Dieses gemeinsame Geburtserlebnis schweißt zusammen und ist auch viele Jahre später ein Meilenstein an den man sich gerne erinnert.
Baby Guide sprach mit Regina Zsivkovits, Hebamme im Hebammenzentrum über die Rolle des Vaters bei der Geburt
Wie oft sind Väter bei der Geburt dabei?
Ca. 90 % der Väter sind bei den von uns betreuten Geburten dabei.
Ist es für die Frau wichtig, dass der Partner bei der Geburt dabei ist?
Ja, in den meisten Fällen. Viele Abläufe im Spital sind ungewohnt, da tut es gut, wenn jemand Vertrauter dabei ist, den die Frau gut kennt – ein Stück „zuhause“ Werdende Väter können unkompliziert in das Geburtsgeschehen eingebunden werden und bringen sich auch gerne ein, indem sie die Frau unterstützen.
Aus welchen Gründen lehnen es Väter ab bei der Geburt dabei zu sein?
Oft wissen werdende Väter noch nicht, was genau auf sie zukommen wird, wie die Geburt ablaufen kann. Sie wollen kein Blut sehen und dann überwiegt auch schnell die Angst vor Überforderung. Manchmal sind es auch kulturelle Gründe. Aber auch Väter, die schon eine schwierige Geburt erlebt haben, stehen einer neuerlichen Geburt oft skeptisch gegenüber.
Wann ist es besser, wenn der Partner nicht bei der Geburt dabei ist?
Frauen können ihre Partner oft am besten einschätzen. Wenn also die Frau definitiv nicht will, dass der Partner dabei ist, sollte man es dabei belassen.
Wie können werdende Väter bei der Geburt behilflich sein? Was hilft der Gebärenden am besten?
Am hilfsreichsten ist es, wenn sich der Vater so in das Geburtsgeschehen einfügt, dass er die Frau im Moment unterstützen kann wie sie das will und braucht. Das kann sehr nahe aber auch mit großem körperlichem Abstand sein.
Wie gut gelingt es Männern sich in den Geburtsvorgang einzufühlen?
Je emotionaler sie sich einlassen, desto leichter fühlen sie sich ein. Je entfernter sie bleiben oder am Kopfende des Bettes bleiben müssen, desto schwieriger ist es teilzuhaben und zu erkennen was hilfreich ist.
Wie wichtig ist es, die Zeit nach der Geburt als Vater bei der Familie zu verbringen?
Die Zeit nach der Geburt ist einer der schönsten Augenblicke. In den Stunden nach der Geburt sucht das Kind aktiv den Kontakt und die Nähe mit den Eltern. Der Augenkontakt den das Neugeborene schafft ist sehr berührend und diese aktive Haltung des Säuglings oft sehr überraschend. Aufgrund der hohen Kaiserschnittraten ist es wichtig den Vätern zu vermitteln, dass sie in den ersten 12-24 Stunden nach dem Kaiserschnitt bei Frau und Kind bleiben sollen um die Frau beim Heben des Kindes zu unterstützen. Im Idealfall steht dafür ein Familienzimmer zur Verfügung. Nach einer normalen Geburt ist es in den meisten Fällen am Besten nach Hause zu gehen und sich von einer Hebamme in der vertrauten Umgebung betreuen zu lassen.
Welche Aufgaben sollte der Vater in der ersten Zeit übernehmen, um die Mutter zu entlasten?
Alles bis aufs Stillen sollte der Frau abgenommen werden. Die Gefahr besteht jedoch, dass sich die frischgebackenen Väter dabei zu viel zutrauen und nach kurzer Zeit krank oder missmutig sind. Also ist den Vätern unbedingt schon in der Schwangerschaft zu vermitteln, dass auch sie jede annehmbare Unterstützung zulassen sollten.
Weitere Infos über Väter bei der Geburt: www.hebammenzentrum.at