Das ersehnte Baby ist da, das Stillen funktioniert schon ganz gut und die Nächte werden wieder länger. Nach circa vier bis sechs Wochen sind mögliche Geburtsverletzungen ausgeheilt, der Hormonhaushalt hat sich umgestellt und der Wochenfluss ist versiegt.
Nun haben Sie endlich wieder ein wenig Zeit für Ihren Partner und Sie können gemeinsam Ihr Sexualleben nach der Geburt wieder aufnehmen. Es ist der Zeitpunkt wieder an Verhütung zu denken.
Baby Guide sprach mit den „Baby Guide Verhütungsexperten“ Dr. Andreas Nather und Dr. Johannes Seidel, Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe von Woman&Health:
Wann sollten Paare, die mit der Familienplanung mal eine Pause einlegen möchten, mit der Verhütung nach der Geburt beginnen?
Dr. Nather: Drei bis vier Wochen nach der Geburt kann es bereits wieder zu einem Eisprung kommen. Sowohl bei nicht stillenden Frauen als auch bei teilweise und sogar bei voll stillenden Müttern. Ist so schnell keine weitere Schwangerschaft geplant, wird dringend empfohlen zu verhüten.
Das heißt, Stillen ist keine verlässliche Verhütungsmethode – also, zur Sicherheit zusätzlich verhüten.
Welche Verhütungsmethode ist für stillende Frauen am besten geeignet?
Dr. Seidel: Genau. Darauf möchten wir ganz besonders hinweisen: Stillen ist keine verlässliche Verhütungsmethode! Es kann immer wieder zum Heranreifen eines Eibläschens und zum Eisprung kommen. Die Verhütungsmethode muss individuell auf Verträglichkeit, Bedürfnisse und weitere Lebensplanung jeder Mutter bzw. jedes Paares zugeschnitten sein. Östrogenhaltige Verhütungsmittel können Menge und Qualität der Muttermilch ungünstig beeinflussen, auf sie sollte während der Stillperiode verzichtet werden. Stillende Frauen können gestagenhaltige Verhütungsmittel wie die Hormonspirale, das Hormonimplantat, die Gestagenpille, oder die Dreimonatsspritze problemlos anwenden.
Das Ärzteteam von Woman&Health favorisiert daher die östrogenfreie Pille, die Kupferspirale und vor allem die Hormonspirale, weil sie sehr zuverlässig und nebenwirkungsarm ist. Die Dreimonatsspritze und das Hormonimplantat sind höher dosiert, haben unserer Erfahrung nach mehr Nebenwirkungen und sind daher nicht als erste Wahl zu empfehlen.
Sie haben die Hormonspirale erwähnt, welche Vorteile bringt diese Methode?
Dr. Nather: Die Hormonspirale gibt gleichmäßig das Gestagen Levonorgestrel vorwiegend lokal in die Gebärmutterhöhle ab, der Eisprung wird nicht unterdrückt und es kommt praktisch zu keiner Beeinflussung der Hormone im Blut. Der Wirkungsmechanismus ist dreifach:
Der Schleimpfropf in der Gebärmutter verdickt sich und bildet daher eine Barriere gegen Spermien (als günstiger Nebeneffekt auch gegen Bakterien). Falls trotzdem Spermien in die Gebärmutterhöhle gelangen, wird ihre Beweglichkeit hormonell gehemmt. Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird verhindert – dadurch kann sich kein Eibläschen einnisten.
Wie zuverlässig ist die Homonspirale?
Dr. Seidel: Aufgrund der vorher beschriebenen Dreifachwirkung ist die Hormonspirale derzeit eine der zuverlässigsten Verhütungsmethoden. Sie schützt ab dem Tag des Einsetzens für 5 Jahre und kann jederzeit entfernt werden. Nach Entfernung kann man sofort wieder schwanger werden. Frauen, die sich für die Hormonspirale entscheiden, sehen auch den positiven Aspekt, dass sie sich nun für die nächsten fünf Jahre über das Thema Verhütung keine Gedanken mehr machen zu brauchen.
Wie wird der Zyklus beeinflusst?
Dr. Nather: Das Gestagen der Hormonspirale vermindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, dadurch wird die Menstruation kürzer, schwächer, seltener und auch weniger schmerzhaft. Die Menstruation kann nach einiger Zeit auch ganz ausbleiben. Medizinisch gesehen ist das völlig unbedenklich, da das Hormon ja vorwiegend lokal wirkt. Auch ein späterer Kinderwunsch wird dadurch nicht beeinflusst. Bis sich der Körper an die Hormonspirale gewöhnt hat und die Gebärmutterschleimhaut ausreichend unterdrückt wird, kann es gelegentlich zu harmlosen Zwischen- und Schmierblutungen kommen. Dieser Prozess kann 3 bis 6 Monate dauern und ist mitunter etwas lästig, legt sich jedoch fast immer. Bei Bedarf kann man diese Schmierblutungen notfalls medikamentös unterdrücken.
Wird das Einlegen wehtun?
Dr. Seidel: Das Einsetzen der Hormonspirale kann mitunter ein wenig Zwicken und möglicherweise spürt die Frau ein Ziehen im Unterbauch – ähnlich den Schmerzen während der Monatsblutung. Doch in den ersten drei Monaten nach der Geburt ist der Gebärmutterhals meist ausreichend geöffnet und die Hormonspirale kann mit einem dünnen Einführungsrohr in die Gebärmutterhöhle platziert werden. Beim Herausziehen des Röhrchens entfalten sich die Ärmchen und geben der Spirale ausreichend Halt. Damit der Frau völlige Schmerzfreiheit garantiert ist, kann das Einsetzen der Hormonspirale auf Wunsch unter einer kurzen ambulanten Narkose oder einer lokalen Betäubung durchgeführt werden.
Wie rasch nach der Geburt kann die Hormonspirale eingesetzt werden?
Dr. Nather: Die Hormonspirale kann frühestens 6 Wochen nach der Geburt in die Gebärmutter eingelegt werden, da sie dann meist schon ihre ursprüngliche Größe wieder erreicht hat.
Ist es möglich, dass man die Hormonspirale verliert oder diese verrutscht?
Dr. Seidel: Im Normalfall liegt sie gut geschützt in der Gebärmutter, vergleichbar mit etwas, das Sie in einer geschlossenen Faust halten. Das Risiko für eine versehentliche Ausstoßung oder eine Durchwanderung der Gebärmutterwand (Perforation) ist sehr gering, im Einzelfall jedoch nicht auszuschließen. Auch unter extremen Bedingungen, z. B. beim Leistungssport, bleibt die Spirale normalerweise sicher in ihrer Position. Sie können sich davon selbst überzeugen, indem Sie die Fäden ertasten. Ein sicheres Gefühl geben außerdem die regelmäßigen Lagekontrolluntersuchungen durch die Gynäkologin oder den Gynäkologen.
Wie zufrieden sind Ihre Patientinnen mit der Hormonspirale?
Dr. Nather: Bei der Anwendung von Hormonpräparaten ist man immer auf die enge Kooperation mit der Patientin angewiesen, da Therapie und Dosierung sehr individuell abgestimmt werden müssen, um größtmögliche Wirksamkeit, Zufriedenheit der Anwenderin und damit eine gute Compliance zu erreichen. Genauso ist es bei der hormonellen Verhütung; eine Pille, die von einer Patientin hervorragend vertragen wird, ist für die nächste nicht optimal. Auch beim Einsatz der Hormonspirale ist es wichtig, vor der Einlage die Bedürfnisse und Erwartungen der Patientin zu besprechen und auf eventuelle, wenn auch nur kurzzeitig auftretende, Nebenwirkungen einzugehen. Ebenso muss der Arzt natürlich überlegen, ob das geplante Verhütungsmittel für die jeweilige Patientin geeignet ist. Bei unseren vielen Patientinnen mit Hormonspirale ist, gerade auch deswegen, die Zufriedenheit extrem groß. Unsere Erfahrungen decken sich daher zu 100 % mit den Ergebnissen einer kürzlich international durchgeführten Untersuchung zu dieser Methode.
Weitere Informationen zur Hormonspirale finden Sie auf www.hormonspirale.at!